, Baumgartner Christoph

Lorenzo Palandris Erfahrungsbericht vom UCI Gran Fondo in Dubai

Lorenzo Palandri (unser Trainer & Coach Strassenradsport) berichtet, wie er am 19. Februar den UCI Gran Fondo in Dubai erlebte und sich für die Weltmeisterschaft qualifizierte.

Lorenzos Erfahrungsbericht: Nach einem Winter harter Arbeit war es an der Zeit, die Beine zu testen und zu sehen, ob sich all die Opfer gelohnt hatten. Monate, ohne ein Bier zu trinken, Monate mit Intervallen, welche die Kehle brennen liessen und am Limit zu sein mit dem einen Ziel, die Wunschkondition zu erlangen.

Als ich am Tag des Rennens ankam, hatte ich nicht viel geschlafen, weil ich in der Nacht ständig darüber grübelte, ob ich wirklich bereit war. 
3...2...1... gestartet, die ersten 2 km neutralisiert, dann der eigentlich Start bei km 0 im ersten Licht der Morgendämmerung und schon flogen wir mit über 50 km/h über die Dubai Autobahn.

Konzentration und Entschlossenheit sind der Schlüssel zu einer guten Position und vor allem: ja keine für das Finale benötigte Energie anderweitig zu verschwenden. Weiter vorne suchte jemand nach einem Ausreisser, denn die Spitze des Pelotons bewegte sich wie eine Schlange von rechts nach links und nutzte die gesamte Fahrbahnbreite der achtspurigen Autobahn, um den Wind einzufangen und dann die Windkante zu suchen. Aber es ist schwierig, mit mehr als 50 km/h wegzufahren.
 
In der Mitte der Strecke begannen die technischen Passagen mit 180 Grad Richtungswechseln und in rasanter Fahrt durch mit Verkehrskegeln und anderen Markierungen abgegrenzte Bereiche. Hier stürzten viele Teilnehmer beim Versuch, ihre Position zu verbessern - was die Gruppe halbierte. Meine Erfahrung sagte mir 20 km vor dem Ziel, dass ich mich in einer unvorteilhaften Position befand, weil ich zu vielen Risiken ausgesetzt sein würde. Also suchte und fand ich ein Loch, um nach etwa 40 Sekunden Sprinten mit 1'000 Watt (im Sitzen) auf der Autobahn kurz nach Dubai Marina wieder vorne mitzufahren.
 
Noch 5 km bis in Ziel: Ich war an fünfter Position und versuchte zwischen den schnellen Rädern des Team Dubai Police Plätze gut zu machen, aber sie verhielten sich unfair, indem sie die anderen Fahrer mit ihren Händen zurückdrängten, um ihre Position zu verteidigen. Ich nahm mir vor, bei Kilometer -2 anzugreifen, aber sie hatten das geahnt und klemmten mich von beiden Seiten ein, was mich zum Bremsen zwang. Ich musste schnell handeln. Für den finalen Sprint um den Sieg war ich zu weit hinten, aber ich hätte es immer noch in die Top 10 schaffen können. Aber erneut wurde ich von zwei weiteren Fahrern des Dubai Police Team systematisch ausgebremst und so schaffte ich es nicht mal mehr in die Top 20.
 
Meine primären Ziele waren es, mich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren und nicht zu stürzen, was alles zunichte gemacht hätte. Rückblickend hätte ich ein wesentlich besseres Ergebnis erzielen können. Aber zumindest habe ich mich trotz mehrerer brenzligen Situationen nicht verletzt. Der Radsport ist ein sehr harter Sport, bei dem drei Dinge zählen: Beine, Herz und Verstand. Dies alles hätte gepasst. Aber so erreichte ich Overall den 35. Platz und den 2. Platz in meiner Alterskategorie und habe mich damit für die WM im September in Dänemark qualifiziert. Mission accomplished :-)

Dennoch bin ich zufrieden mit diesem Ergebnis und stolz, dass ich den Namen des VCH so hoch in die Rangliste gebracht habe. Und ich freue mich darauf, mein Wissen in Zukunft den VCH Gümmelern weitergeben zu dürfen.