Alfonsina Strada: Die Pionierin des Frauenradsports
Die 1991 geborene Elisa Longo Borghini gewinnt 2024 den Giro d’Italia der Frauen als erste Italienerin seit 2008. Doch es gibt eine etwas in Vergessenheit geratene Italienerin, welche hundert Jahre früher geboren wurde und ebenfalls bemerkenswertes für den Frauenradsport geleistet hat.
Alfonsina Strada, geboren am 16. März 1891 in Castelfranco Emilia, Italien, war eine bemerkenswerte Radrennfahrerin, die als erste und einzige Frau an einer der drei grossen Rundfahrten für Männer teilgenommen hat. Ihre Geschichte ist eine inspirierende Erzählung von Mut, Entschlossenheit und dem Durchbrechen gesellschaftlicher Barrieren.
Schon in jungen Jahren zeigte Alfonsina eine Leidenschaft für das Radfahren, eine Sportart, die zu ihrer Zeit als unpassend für Frauen galt. Trotz der gesellschaftlichen Normen und des Widerstands ihrer Familie setzte sie sich durch und begann, an lokalen Rennen teilzunehmen. Ihre Fähigkeiten und ihr Durchhaltevermögen blieben nicht unbemerkt, und sie gewann zahlreiche Rennen gegen männliche Konkurrenten.
Der Höhepunkt ihrer Karriere kam 1924, als sie sich entschloss, am Giro d'Italia teilzunehmen. Die Organisatoren des Rennens waren zunächst skeptisch, doch Alfonsina liess sich nicht entmutigen. Sie meldete sich unter dem Namen "Alfonsin Strada" an, was viele glauben liess, sie sei ein Mann. Als ihr Geschlecht entdeckt wurde, war es zu spät, um sie aus dem Rennen zu nehmen, und sie durfte weiterfahren.
Der Giro d'Italia 1924 war eine extreme Herausforderung mit 12 Etappen und einer Gesamtdistanz von über 3'600 Kilometern. Alfonsina kämpfte sich durch widrige Wetterbedingungen, schlechte Strassenverhältnisse und technische Probleme mit ihrem Rennvelo. So reparierte sie ihren bei einem Sturz gebrochenen Lenker notdürftig mit einem Besenstiel. Trotz aller Widrigkeiten schaffte sie es, das Rennen zu beenden, wenn auch ausserhalb der offiziellen Zeitlimits. Ihre Leistung war dennoch bemerkenswert und wurde von vielen bewundert.
Danach eröffnete Alfonsina mit ihrem Mann ein Velogeschäft und nahm an zahlreichen weiteren Rennen teil, wobei ihr Mann als ihr Betreuer tätig war. Sie wurde zu einer Ikone des Frauenradsports und inspirierte viele Frauen, ihre Träume zu verfolgen, unabhängig von den gesellschaftlichen Erwartungen. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit ebneten den Weg für zukünftige Generationen von Sportlerinnen.
Alfonsina Strada starb am 13. September 1959, doch ihr Vermächtnis lebt weiter. Sie bleibt eine Symbolfigur für den Kampf um Gleichberechtigung im Sport und darüber hinaus.
In einer Zeit, in der Frauen oft auf häusliche Rollen beschränkt waren, brach Alfonsina Strada aus diesen Fesseln aus und bewies, dass Frauen genauso fähig und entschlossen sind wie Männer. Ihr Leben und ihre Karriere sind ein leuchtendes Beispiel für den unerschütterlichen menschlichen Geist und die Kraft des Willens.
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