Frauenpower – Pionierinnen des Radrennsports
Die Geschichte des Frauenradsports ist reich an Pionierinnen, die den Weg für zukünftige Generationen ebneten. In den frühen Tagen des Radsports, als Frauen noch mit erheblichen gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen hatten, traten einige mutige Radfahrerinnen hervor, die nicht nur sportliche Leistungen erbrachten, sondern auch soziale Barrieren durchbrachen.
Es folgen drei Beispiele:
Eine Pionierin war die Kanadierin Louise Armaindo, welche ihre Karriere im Zirkus mit 18 Jahren als Kraftfrau begann und dabei trotz ihrer zierlichen Figur 340 kg gehoben haben soll. Danach fand sie über die damals populäre Sportart Gehen (auf welche gewettet wurde) zum professionellen Radrennsport. Sie fuhr vorrangig Rennen gegen Männer, bei denen sie nicht selten gewann, und versuchte, Dauerrekorde aufzustellen. So legte sie in einem Rennen im Jahr 1882 in 72 Stunden mehr als 600 Meilen (ca. 966 km) zurück (12 Stunden an sechs aufeinanderfolgenden Tagen), was als neuer US-amerikanischer Langstreckenrekord angesehen wurde. Auch forderte sie andere Frauen auf, gegen sie anzutreten. Armaindo galt als knallhart, so soll sie einen Veranstalter, der nicht bezahlen wollte, mit einer Pistole bedroht haben.
Eine der ersten bekannten Radrennfahrerinnen war Tillie Anderson, eine schwedisch-amerikanische Athletin, die in den 1890er Jahren in den USA lebte. 1895 nahm sie an ihrem ersten Radrennen (Elgin nach Aurora) teil, welches sie souverän in Rekordzeit gewann. Danach reiste Anderson durchs ganze Land, um Sechstagerennen für Frauen zu bestreiten. Sie heiratete 1897 Filip Sjöberg, den Direktor einer Fahrradfabrik und selbst Radrennfahrer. Er erkannte rasch, dass seine Frau mehr Talent als er hatte, beendete seine eigene Rennkarriere und widmete sich fortan ihrem Training. Anderson dominierte die Rennszene und gewann zahlreiche Wettbewerbe, darunter das prestigeträchtige Sechstagerennen. Die League of American Wheelmen bezeichnete sie als „beste Radrennfahrerin der Welt“ aber sie hatte auch den Spitznamen „The Terrible Swede“. Tillie Anderson nahm an 130 Radrennen teil, von denen sie 123 gewann. Tönt schon etwas nach Tadej Pogačar.
In Dänemark brach die Radsportlerin Susanne Lindberg 1897 den Weltrekord über 1'000 km indem sie die Strecke je nach Quelle in 54 Stunden 18 bzw. 30 Minuten absolvierte. Damit war Lindberg weit über zwei Stunden schneller als der bisherige männliche Rekordhalter. Erwähnenswert ist dabei noch, dass viele der damaligen dänischen Toprennfahrer (inkl. ihres Verlobten Charles Hansen) ihr dabei als Pacer während der Veranstaltung dienten. Lindbergs Leistung sorgte weltweit für Schlagzeilen.
Diese frühen Radrennfahrerinnen waren nicht nur Athletinnen, sondern auch Vorreiterinnen für soziale Veränderungen. Sie zeigten, dass Frauen im Sport erfolgreich sein können und inspirierten viele, ihren Träumen zu folgen, unabhängig von gesellschaftlichen Normen. Ihre Geschichten sind ein wichtiger Teil der Geschichte des Radsports und des Kampfes um Gleichberechtigung im Sport.