Auf die (Kurbel-)Länge kommt es an
Einer der bekanntesten Fahrer, der diesen Trend unterstützt, ist Tadej Pogačar, der mit einer Kurbellänge von 165 mm fährt, obwohl er mit 176 cm Körperlänge für einen Radprofi relativ gross gewachsen ist und gemäss «Kurbellängenstandard» der Rennvelohersteller sonst eine Kurbellänge von mindestens 172.5 mm fahren würde.
Leistung ist eine Kombination aus Drehmoment (Drehkraft) und Trittfrequenz (Drehgeschwindigkeit), wobei die Kurbellänge nur das Drehmoment beeinflusst. Längere Kurbeln erhöhen das Drehmoment bei gleicher Kraft auf den Pedalen, führen aber aufgrund des grösseren Pedalkreises zwangsläufig zu einer Abnahme der Trittfrequenz. Die Auswirkung dieser Faktoren aufeinander resultiert in der Regel in keiner Veränderung der Leistung, was diverse Studien belegen.
Tatsächlich können kürzere Kurbelarme die aerodynamische Position verbessern, da sie eine kompaktere Sitzposition ermöglichen (= die Knie «drücken in den 12 Uhr Position weniger in den Bauch»), was den Luftwiderstand reduziert. Dies kann besonders bei Zeitfahren oder schnellen Flachstücken von Vorteil sein.
Kürzere Kurbeln ermöglichen eine höhere Trittfrequenz oder Kadenz, da der Weg, den das Bein zurücklegen muss, kürzer ist. Dies kann zu einer effizienteren Kraftübertragung führen und die Ermüdung bei langen Fahrten verringern. Studien haben gezeigt, dass eine Erhöhung der Kadenz um 5-10 Umdrehungen pro Minute (U/min) durch kürzere Kurbeln möglich ist. Im Selbstversuch habe ich (197 cm Körperlänge) festgestellt, dass ich bei 172.5 mm langen Kurbelarmen automatisch eine um 5-8 Umdrehungen erhöhte Kadenz fahre im Vergleich zu 175 mm langen Kurbelarmen. Eine höhere Kadenz kann die Belastung auf die Muskeln reduzieren und die aerobe Kapazität besser nutzen, was dir besonders bei langen Anstiegen hilft.
Die Wahl der Kurbellänge ist jedoch individuell und hängt von Faktoren wie Körpergrösse, Beinlänge und persönlichem Fahrstil ab. Während traditionell längere Kurbeln von 172,5 mm bis 175 mm weit verbreitet waren, entscheiden sich immer mehr Fahrer*innen für Längen zwischen 160 mm und 170 mm, um die genannten Vorteile zu nutzen.
Insgesamt zeigt der Trend zu kürzeren Kurbeln, dass selbst kleine Anpassungen im Setup eines Rennrads signifikante Auswirkungen auf die Leistung und den Komfort haben können. Du solltest jedoch deine individuellen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigen, um die optimale Kurbellänge für dich zu finden.